Liebe Mitbürger,
die Nacht des Mauerfalls, die nun schon 34 Jahre zurückliegt, gehört zu den glücklichsten Momenten meines Lebens. Unsere Landsleute im Osten haben auf friedliche Weise das scheinbar unüberwindliche sozialistische Regime zu Fall gebracht und die Grundlage für die Wiedervereinigung unseres Vaterlandes gelegt.
Die Ereignisse in der „DDR“ mitten im Herbst waren dabei Teil eines europäischen Völkerfrühlings: Man denke an Polen, Ungarn, die Tschechoslowakei, die baltischen Staaten und andere: hinter dem Eisernen Vorhang schüttelten die Menschen das Joch des Kommunismus ab, reklamierten Freiheit und nationale Selbstbestimmung. Und es ist kein Zufall, dass bis heute gerade die Völker dieser Staaten sich am stärksten gegen die Zumutungen der EU-Spitzen wehren. Ebenso wie unsere Landsleute im Osten sind sie nicht gewillt, die errungene Freiheit an die Brüssler Zentrale abzugeben.
Der Mauerfall lehrt uns, dass Geschichte immer offen ist, dass unsere Zukunft nicht vorherbestimmt ist und auch scheinbar unumkehrbare Zustände korrigiert werden können. Dies sollte uns Hoffnung machen, gerade angesichts der Zumutungen der heutigen Zeit.
Was haben sich die „Experten“ damals blamiert! Erinnern wir uns: Der spätere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) tönte noch im Jahr des Mauerfalls: „Eine auf Wiedervereinigung gerichtete Politik ist reaktionär und hochgradig gefährlich.“ Sein Parteifreund Peter Glotz behauptete, der „Gebrauch des Wortes ‚Wiedervereinigung‘ ist opportunistisch und widerwärtig.“ Auf dem CDU-Bundesparteitag im September 1989 interessierten sich die Delegierten nicht die Bohne für die unübersehbaren Umbruchsprozesse hinter dem Eisernen Vorhang. Und die Mehrheit der West-Journalisten hatte sich mit der deutschen Teilung und der Existenz einer Diktatur auf deutschem Boden nicht nur arrangiert, sie haben diese Teilung verteidigt!
Die „DDR“-Bürger haben es allen gezeigt. Nicht nur das SED-Regime, auch die Lebenslügen im Westen brachen wie ein Kartenhaus zusammen. Daher ist das Gedenken an den Mauerfall auch heute noch etwas ungemein Ermutigendes.
Denn kein Reich dieser Welt – und sei es scheinbar noch so stark und mächtig – besteht ewig. Kein Staat ist unüberwindbar. Es lohnt sich, friedlich gegen die Unterdrückung aufzustehen.
Auf Dauer hat die Lüge keinen Bestand. Man kann – wie es die DDR getan hat – die Realität ignorieren, Mängel schönreden, sich selbst und andere belügen. Doch immer nur für eine begrenzte Zeit. Das kann durchaus eine harte Geduldsprobe sein. Aber niemand kommt dauerhaft gegen die Realität an. Und am Ende wird die Wahrheit siegen.
Lassen Sie uns also durch das Beispiel der friedlichen Revolution von 1989/90 ermutigt unseren Weg weitergehen: Für unser Land, für unsere Freiheit, für unsere Kinder und unsere Zukunft, für ein freies Europa selbstbestimmter Völker.
Herzliche Grüße
Ihr
Joachim Kuhs