Liebe Mitbürger,

die meisten Zeitgenossen Jesu stellten sich das Kommen des Messias und das Aufrichten des Reiches Gottes als einen weltlich-politischen Akt vor: Der Messias, so erwartete man, werde die Römer vertreiben, das Königreich Davids größer und schöner wieder aufrichten und eine Herrschaft des Friedens begründen. Damit waren sie gar nicht so weit entfernt von vielen heutigen Vorstellungen. Doch Vorsicht! Jesus zeigt uns einen anderen Weg und warnt ausdrücklich vor irdisch-politischen Messiassen.

Die Vorstellung der Errichtung eines irdischen Paradieses, der Wunsch, eine perfekte Gesellschaft zu konstruieren, ist uralt. Alle Versuche, dies zu verwirklichen, sind nicht nur katastrophal gescheitert, sondern haben auch gerade das Gegenteil hervorgerufen: keinen Himmel, sondern die Hölle auf Erden. Biblisches Sinnbild dafür ist der Turm zu Babel. Und angesichts der vielen abschreckenden historischen Beispiele, ist es mehr als beunruhigend, dass das EU-Parlamentsgebäude in Straßburg dem berühmten Gemälde „Turmbau zu Babel“ von Pieter Bruegel dem Älteren nachempfunden ist.

Ja, man hat aus der Geschichte nichts gelernt. Und die Mächtigen in der EU und weltweit versuchen erneut, ohne Gott das Paradies auf Erden zu schaffen: „Gerechtigkeit“ durch Umverteilung, „Klimarettung“ durch einen Bürokratenstaat, der den Menschen vorschreibt, was sie essen, arbeiten und wo und wie sie wohnen oder sich fortbewegen sollen. Sogar die Vergöttlichung des Menschen durch Technologie (sog. „Transhumanismus“) wird angestrebt, wie z.B. Yuval Noah Harari, einer der Vordenker des Weltwirtschaftsforums (WEF), verkündet.

All dies wird scheitern, wie es immer gescheitert ist. Aber es wird auf dem Weg dahin viel Unheil angerichtet werden, wenn wir es nicht verhindern. Im Evangelium des heutigen Sonntags (Lukas 17, 20-24) warnt Jesus ausdrücklich vor solchen falschen Propheten: „Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen. Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da!, oder: Siehe, hier! Geht nicht hin und lauft nicht hinterher!“

Auf die Frage der Pharisäer, wann denn aber das Reich Gottes komme, antwortet Jesus: „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier!, oder: Da! Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Jesus richtet sein Reich nicht mit äußerer Macht auf, sondern durch die Bekehrung der Herzen. ER ist derjenige, der bereits mitten unter uns ist und dem wir folgen sollen.

Das bedeutet keineswegs, dass wir uns passiv zurücklehnen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen sollen. Im Gegenteil. Gerade das Wissen darum, dass es Jesus selbst ist, der sein Königreich in unseren Herzen und in unseren Gesellschaften aufrichten möchte, muss uns Ansporn sein, unsere Kräfte und Fähigkeiten in den Dienst dieses Reiches zu stellen: in der Familie, bei der Arbeit, in Gesellschaft und Politik (vgl. das Gleichnis von den anvertrauten Talenten Mt 25, 14-30).

Wir sollten dabei aber immer wissen, dass unser irdisches Streben immer nur Stückwerk sein wird. Eine perfekte Gesellschaft wird es auf dieser Erde nie geben. Lassen wir uns also keine Utopien einreden, weisen wir die Lügen der falschen Propheten entschieden zurück und geben wir selbst unser Bestes bei der Mitarbeit am Reiche Gottes! Dann gilt für uns auch die Zusage Jesu: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch alles andere zufallen.“ (Matthäus 6,33)

So wünsche ich Ihnen und Ihren Familien einen gesegneten und fröhlichen Sonntag.

Ihr

Joachim Kuhs