Liebe Mitbürger,

die Bibel ist vor allem auch ein Buch des Trostes. Nicht im Sinne einer billigen Vertröstung ins Ungewisse. Sondern als Zeugnis für den Glauben an Gott, der die Liebe, die Wahrheit und die Gerechtigkeit selbst ist. Ein Glaube, der nicht auf Spekulation sondern auf dem Erfahrungsschatz eines ganzen Volkes beruht.

Was musste das Volk Israel im Laufe seiner Geschichte nicht alles leiden und dulden! Und doch hat dieses Volk sein Vertrauen in Gott nicht verloren. Weil es wusste und immer wieder selbst erfuhr, dass Gott der Stärkere und Größere ist, der Unrecht nicht dauerhaft duldet. „Gottes Mühlen mahlen langsam, mahlen aber trefflich klein“, lautet ein treffendes Sprichwort.

Für das Vertrauen seines Volkes in die Gerechtigkeit Gottes zeugt auch die Lesung des heutigen Sonntags:

Wohlan, es ist noch eine kleine Weile, so soll der Libanon fruchtbares Land werden, und was jetzt fruchtbares Land ist, soll wie ein Wald werden. Zu der Zeit werden die Tauben hören die Worte des Buches, und die Augen der Blinden werden aus Dunkel und Finsternis sehen; und die Elenden werden wieder Freude haben am Herrn, und die Ärmsten unter den Menschen werden fröhlich sein in dem Heiligen Israels. Denn es wird ein Ende haben mit den Tyrannen und mit den Spöttern aus sein, und es werden vertilgt werden alle, die darauf aus sind, Unheil anzurichten, welche die Leute schuldig sprechen vor Gericht und stellen dem nach, der sie zurechtweist im Tor, und beugen durch Lügen das Recht des Unschuldigen.“ (Jesaja 29,17-21)

Dieser Text ist nicht auf eine bestimmte geschichtliche Episode beschränkt. Zu allen Zeiten gab und gibt es große und kleine Tyrannen, Spötter, Menschen, die Unheil anrichten, die das Recht beugen oder ihre Macht missbrauchen. Im Großen und im Kleinen. Im Staat und in internationalen Beziehungen bis hinab in die Familien.

Sie alle wird Gott früher oder später zur Rechenschaft ziehen. Auch das zeigt die Geschichte. Gewalt, Lüge und Unrecht sind nicht von Dauer, weil sie der von Gott geschaffenen Natur des Menschen widersprechen. Dies ist immer wieder ein großer Trost für mich, gerade bei meiner politischen Arbeit im EU-Parlament. Politik ist oft ein Bohren sehr dicker Bretter. Aber mit Geduld, Hartnäckigkeit und Gottvertrauen werden wir mehr erreichen, als wir uns jetzt vielleicht vorstellen können. Verzweiflung und Resignation dürfen uns daher nicht überwältigen!

Liebe Freunde, ich wünsche Ihnen den Trost Gottes, wo auch immer Sie ihn gerade im jetzigen Moment brauchen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie viel Freude am Herrn erfahren und fröhlich sind in dem Heiligen Israels, wie der Prophet Jesaja sagt.

Ihnen und Ihren Familien einen frohen und gesegneten Sonntag

Ihr

Joachim Kuhs