Liebe Mitbürger,

Ihnen allen und Ihren Familien einen gesegneten Sonntag. Das Evangelium des heutigen Tages gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Texten der Bibel überhaupt: Das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lukas 15, 11-32).

Diese Beispielgeschichte hat seit jeher die Herzen der Menschen angerührt: Der jüngere Sohn lässt sich sein Erbteil vorzeitig ausbezahlen, verprasst es in der Fremde, leidet dort Hunger, kehrt reumütig zum Vater zurück und wird von diesem liebevoll aufgenommen, während sein älterer Bruder kein Verständnis für die Barmherzigkeit des Vaters hat.

Das Erbe schon vor dem Tod des Vaters zu begehren, war in der damaligen Gesellschaft ein Tabu. Es hieß nichts anderes als: Ich kann nicht abwarten, bis du stirbst. Beziehungsweise: Ich wünsche, du wärst tot.

Wir können darin ein Sinnbild für unsere Zeit sehen: Es gab immer wieder Versuche, die Welt ohne Gott und ohne jegliche Verantwortung vor Gott bauen zu wollen. Und heute scheint diese Tendenz gerade in Europa übermächtig zu werden. Aber alle Versuche, das Paradies auf Erden aus eigener Kraft zu errichten, schufen lediglich eine Hölle auf Erden. Das „Erbteil“ – unser Leben, unsere Talente, die Gaben der Natur, die kulturellen und materiellen Leistungen unserer Vorfahren – wird um eines kurzfristigen Vergnügens willen verprasst.

Steht am Ende wieder die reumütige Rückkehr ins Haus des Vaters? Vielleicht. Aber braucht es dazu erst das komplette Elend des verlorenen Sohnes, der zum Schluss sogar um Schweinefutter bettelt?

Lassen Sie uns dafür kämpfen, dass es nicht soweit kommt, dass die Umkehr schon VOR dem Einsetzen von Chaos und Elend stattfindet, dass Deutschland und Europa sein christliches Erbteil nicht verprasst, sondern pflegt und auch an zukünftige Generationen weitergibt.

Seien wir an diesem Sonntag dankbar für dieses Erbe. Seien wir großmütig im Verzeihen und bereit, auch selbst um Verzeihung zu bitten. Und vergessen wir nie: Gott liebt uns und ist jederzeit bereit, uns wieder als seine geliebten Kinder bei sich aufzunehmen, wenn wir zu ihm zurückkehren. Von Seiten des Sohnes bedurfte es lediglich der Umkehr und des Bekenntnisses: „Vater, ich habe gesündigt, gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht würdig dein Sohn zu heißen…“ Die liebevolle Umarmung des Vaters gab die Antwort, die auch wir erfahren, wenn wir zu Gott umkehren und seine Vergebung suchen.

Herzliche Grüße

Ihr

Joachim Kuhs