Liebe Mitbürger,
Ihnen und Ihren Familien einen gesegneten Sonntag! Heute möchte ich Ihnen von einer Erfahrung berichten, die mir vor ein paar Wochen geschenkt wurde:
Ich fuhr mit der Bahn von einer Veranstaltung nach Hause. Auf der mehrstündigen Fahrt quer durch Deutschland betrachtete ich die Städte und Dörfer, die an meinem Fenster vorbeizogen. Und überall sah ich einen Kirchturm – meist das höchste Gebäude in den Gemeinden.
Dabei empfand ich ein tiefes Glück, diese steinernen Zeugen des Glaubens unserer Vorfahren zu sehen. Generationen von Menschen haben in diesen Kirchen gebetet, dem Wort Gottes gelauscht, ihren Glauben bekannt, Lieder gesungen, geweint, geklagt, gedankt… Sie haben darin Kraft geschöpft für die Bewältigung ihres Alltags, die Erledigung ihrer Arbeit, die Erziehung ihrer Kinder.
Mir wurde wieder bewusst, wie christlich unser Land immer noch geprägt ist und ich weiß aus Gesprächen, dass auch Viele, die sich selbst nicht als gläubig bezeichnen, doch die kulturellen Errungenschaften des Christentums wertschätzen.
Ich empfand Dankbarkeit gegenüber den Generationen vor uns, die uns dieses Erbe überliefert haben und spürte zugleich die Verantwortung, es an unsere Kinder, Enkel und Nachkommen weiterzugeben. Es liegt auch an uns, ob Europa sein christliches Erbe bewahrt und – wo nötig – wieder neu entdeckt. Ob die EU ein seelenloses Bürokratiemonster ist oder sich auf ihre christlichen Wurzeln besinnt, ohne die sie nicht überleben wird.
Werden diese Kirchen auch in zehn, in fünfzig, in hundert Jahren noch stehen? Werden sie dann immer noch als christliche Gotteshäuser genutzt? Wird unser Land, unser Kontinent noch christlich geprägt sein? Es liegt an uns. Die gegenwärtige Situation mag wenig Grund zu Optimismus geben. Doch in vielen unserer Kirchen brennt das Feuer des Glaubens noch, wenn auch oft auf kleiner Flamme. Und wir dürfen auf die Barmherzigkeit Gottes vertrauen: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.“ (Jesaja 42,3)
Dankbar für die Güte Gottes und voll Hoffnung auf seine Gnade grüße ich Sie herzlich.
Ihr
Joachim Kuhs