Ein wahrer Held und ein Vorbild christlicher Nächstenliebe ist von uns gegangen: Am Montag starb Pfarrer Uwe Holmer nach einem langen, gesegneten Leben im Alter von 94 Jahren. Internationale Bekanntheit erlangte Pfarrer Holmer als er Anfang 1990 dem Ehepaar Erich und Margot Honecker zwei Monate lang Asyl in seinem Pfarrhaus gewährte.
Geboren 1929 in Wismar wurde Uwe Holmer geistlich vor allem durch den Jugendbund für entschiedenes Christentum (EC) geprägt. Nach dem Zweiten Weltkrieg absolvierte er ein Theologiestudium und war zunächst Landpfarrer in Mecklenburg und anschließend Direktor der Bibelschule Falkenberg und später Leiter der Hoffnungstaler Anstalten Lobetal. Ab 1988 war er Vorsitzender der Evangelistenkonferenz in der DDR. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands gehörte er zum Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz und war stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Evangelistenkonferenz. Im Ruhestand kehrte er nach Mecklenburg zurück, wirkte aber weiter als Seelsorger in einer Rehaklinik für Suchtkranke.
Aus der Ehe mit seiner Frau Sigrid gingen zehn Kinder hervor. Vier seiner sechs Söhne sind ebenfalls Pfarrer. Nach dem Tod seiner Frau heiratete Uwe Holmer 1996 ein zweites Mal. Er hat 49 Enkel, seine zweite Frau Christine hat aus der Ehe mit ihrem verstorbenen ersten Mann fünf Kinder und zwölf Enkel. Zusammen haben beide 57 Urenkel.
Das Wort Gottes war für Uwe Holmer stets Maßstab seines Lebens und seines seelsorglichen Wirkens. In einem Beitrag für die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA schrieb er 2019: „Die Heilige Schrift ist von Gott eingegeben. Wehe einer Kirche, der dieses Wissen verloren gegangen ist!“ Die Bibel sei die Norm, die alles kirchliche Lehren und Leben trägt. „Wer das nicht lehrt, gehört nicht auf evangelische Kanzeln.“ Und weiter: „Eine Kirche, die nichts von der Ewigkeit predigt, hat nichts Wesentliches zu sagen.“
Daher hielt er sich nicht mit Kritik an der evangelischen Kirche zurück. So schrieb er 2020 an den damaligen EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich-Bedford-Strohm, die evangelische Kirche sei „selber schuld“ an der hohen Zahl von Kirchenaustritten, weil sie „die ihr aufgetragene Botschaft verraten“ habe. Sie sage den Menschen nicht mehr, wie man in den Himmel komme.“ Dadurch macht sie sich letztlich überflüssig“. Holmer ging auch mit der Abtreibungspraxis in Deutschland hart ins Gericht. Dass jährlich mehr als 100.000 Kinder im Mutterleib getötet würden, dürfe man nicht hinnehmen.
Dass überzeugter christlicher Glaube und überzeugtes christliches Handeln zusammengehören, bewiesen Uwe und Sigrid Holmer im Jahr 1990. Aus Nächstenliebe nahm das Ehepaar den ehemaligen Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker und dessen Frau Margot für gut zwei Monate in ihr Pfarrhaus auf. Er musste dafür harte Kritik einstecken, erhielt sogar Bombendrohungen. Doch das focht ihn nicht an, zeitlebens stand er zu seiner Entscheidung. Dabei war Holmer alles andere als ein Sympathisant des Regimes. Acht von seinen zehn Kindern durften trotz bester Zeugnisse die Oberschule in der DDR nicht besuchen. Aber Pfarrer Holmer war überzeugt: „Wir können als Christen nicht nur über Vergebung predigen, wir müssen sie leben.“
Nächsten- und sogar Feindesliebe klingen für viele schön in der Theorie, doch wenn es hart auf hart kommt, stößt konsequentes christliches Handeln oft auf Unverständnis. Uwe Holmer hat bewiesen, dass die Gebote Jesu erfüllbar sind, er hat sie gelebt und das verleiht seinen Predigten umso größeres Gewicht.
Zwei Jahre vor seinem Tod sagte Pfarrer Holmer in einem IDEA-Interview mit Blick auf das Lebensende: „Ich habe eine lebendige Hoffnung, die über den Tod hinausgeht … Gott hat mein Leben nicht nur wunderbar geschaffen, er wird es auch wunderbar vollenden.“ Am 25. September 2023 ist der große Kirchenmann in diesem Glauben gestorben. Sein Andenken sei unvergessen!
Joachim Kuhs