Liebe Mitbürger,
wir begehen heute den internationalen Gedenktag an die Opfer des Holocaust. In Scham und Trauer gedenken wir heute, am Tag der Befreiung des KZ Auschwitz, der Millionen Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns.
Als Patrioten, die zur ganzen deutschen Geschichte stehen, dürfen wir nicht die Augen vor den dunkelsten Jahren dieser Geschichte verschließen. Die unsäglichen Verbrechen des Nationalsozialismus dürfen niemals vergessen, verharmlost, relativiert oder entschuldigt werden.
Vergessen wir auch nicht, dass Auschwitz nicht der Beginn, sondern der Höhepunkt des NS-Terrors war. Begonnen hat alles mit der Verächtlichmachung, Diskriminierung und Ausgrenzung bestimmter Teile des Volkes. Begonnen hat es nicht mit den Gaskammern sondern mit sozialer Isolation. Begonnen hat es mit einer regierungsamtlichen Aufspaltung der Bevölkerung in „Wir“ und „Die“. Nicht alle haben dabei mitgemacht, aber viel zu viele haben weggeschaut.
Hauptleidtragende waren die Juden Deutschlands und Europas. Wir gedenken heute unterschiedslos aller Opfer des NS-Terrors, aber wir vergessen nicht, dass der geballte Hass der Nazis in erster Linie der jüdischen Bevölkerung galt und Juden die mit Abstand größte Gruppe ihrer Opfer waren. Hätte es damals schon den Staat Israel gegeben, wäre der Holocaust niemals, zumindest nicht annähernd in dieser Dimension möglich gewesen.
So sehen heute Juden auf der ganzen Welt in der Existenz des Judenstaates Israel eine Garantie für ihr eigenes Überleben. Wer dessen Existenz als Heimstätte des jüdischen Volkes in Frage stellt oder bedroht, öffnet altem und neuem Antisemitismus Tür und Tor. Ich bin regelmäßig entsetzt, wenn ich feststelle, wie leichtfertig viele Europäer, die von sich überzeugt sind, aus der Geschichte gelernt zu haben, auf die Propaganda von Israelfeinden hereinfallen.
Und Israel anzuerkennen heißt auch, anzuerkennen, dass die Bürger Israels – darunter sind Juden und Nichtjuden – selbst über die Zusammensetzung ihres Parlaments und ihrer Regierung entscheiden können. Die Einmischung in innerisraelische Angelegenheiten von Seiten der Europäer, wie sie wieder anlässlich des Antritts der neuen Regierung fröhliche Urständ feierte, ist definitiv unangebracht.
Als Christ und als Deutscher bin ich mir der strengen Worte über die Feinde des jüdischen Volkes aus Sacharja 2,12 bewusst; „Denn so spricht der HERR Zebaoth, nachdem seine Herrlichkeit mich gesandt hat zu den Völkern, die euch berauben: Wer euch antastet, der tastet seinen Augapfel an.“ Zeigen wir der Welt, dass wir aus der Vergangenheit gelernt haben!
Im Gedenken an die Opfer des Holocaust grüßt Sie
Ihr
Joachim Kuhs