Liebe Mitbürger,
Ihnen und Ihren Familien einen gesegneten und frohen Sonntag. Nach den großen Festkreisen der Weihnachts- und der Osterzeit stehen wir jetzt sozusagen im Alltag des Kirchenjahres. Scheinbar kennzeichnet diese Zeit nichts Besonderes.
Die Feiern der großen Glaubensgeheimnisse sind beendet, mit dem Trinitatissonntag hat die zweite Hälfte des Kirchenjahres begonnen. Diese Monate sind durch das Wort der Wahrheit und das Wirken des Geistes der Wahrheit, „der uns in die ganze Wahrheit leitet“ (Johannesevangelium 16,13) geprägt. An diesen 24 Sonntagen wird uns die Wahrheit und auch das Wandeln in der Wahrheit vorgestellt. Jetzt ist es Zeit, die Kraft des Heiligen Geistes in uns und in der Welt wirken und wachsen zu lassen.
Gottes Wege sind in der Tat vielfältig und wunderbar. Die Epistel des heutigen Sonntags drückt es so aus: „O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! Denn ‚wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen‘? Oder ‚wer hat ihm etwas zuvor gegeben, dass Gott es ihm zurückgeben müsste?‘ Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.“ (Römerbrief 11, 33-36).
Wenn wir in die gegenwärtige Welt blicken, dann mag uns in der Tat vieles unbegreiflich und unerforschlich erscheinen. Wieso lässt Gott dieses und jenes zu? Wieso offenbart er seine Macht nicht deutlicher? Wieso wächst das Reich Gottes nicht, sondern scheint eher noch zu schrumpfen? Bei meiner Arbeit im Parlament und wenn ich die Entwicklung beobachte, welche die EU nimmt, kommen mir auch oft solche Gedanken.
Es braucht Vertrauen und Glauben – und das demütige Eingeständnis, dass unsere Arbeit Stückwerk ist und wir immer nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Tun Gottes erkennen. Er allein überblickt das Ganze. Und er kann auch auf krummen Zeilen gerade schreiben, das erkennen wir häufig erst im Rückblick.
Daher sollten wir uns keineswegs entmutigen lassen. Er gibt die Fäden nicht aus der Hand: „Von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge.“ Wir dürfen und wir sollen am Wachstum seines Reiches mitarbeiten, an welchem Platz auch immer wir stehen. Und auch wenn unser eigenes Tun uns unbedeutend erscheinen mag, in Gottes Dienst können wir auch mit kleinen Dingen viel erreichen.
Möge die Arbeit jedes einzelnen von Ihnen gesegnet sein!
Herzliche Grüße
Ihr
Joachim Kuhs