Liebe Mitbürger,

 

die Krönungsfeierlichkeiten des britischen Monarchen haben nicht nur die Leser der Regenbogenpresse fasziniert. Keine Frage, die Briten verstehen es, ein solches Ereignis zu inszenieren und damit auch sich selbst zu feiern. Gleichzeitig sind Bedenken angesichts des Gebarens des Throninhabers und der ganzen Königsfamilie mehr als angebracht. Kann man ein Fazit ziehen? Ich selbst sehe das Ganze differenziert.

 

Zum einen stärken diese Zeremonien die Identität und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Briten. Wir dürfen nicht vergessen, dass der Monarch – unabhängig von der Person, die dieses Amt gerade ausübt – Repräsentant und in gewisser Weise Symbol des ganzen Volkes ist. Indem das Volk den Monarchen feiert, feiert es sich selbst. Das tun die Briten mit Hingabe. Und wer an die Verkrampftheit und Blutleere von Staatsfeierlichkeiten in Deutschland denkt, kann beim Blick über den Kanal durchaus neidisch werden.

 

Zum andern ist das politische Engagement von König Charles jedoch sehr fragwürdig. Seine Verbindungen zum WEF, seine Verbeugungen vor dem Klima-Zeitgeist, sein Hang zu Esoterik und die Verwicklungen der Königsfamilie in dubiose Geschäfte lassen nichts Gutes erhoffen. Auch seine persönliche Lebensführung in der Vergangenheit haben Charles zu einer in Großbritannien sehr umstrittenen Persönlichkeit gemacht.

 

Es gibt zweifellos mehr als genügend Anlass, sich hier ausführlich über Negatives auszulassen. Ich möchte mich jedoch nicht mit dem Beklagen des Schlechten aufhalten, sondern den Blick das Positive legen.

 

Bei der Krönungsmesse selbst haben mich zwei Momente sehr bewegt: Das eine war die Salbung des Königs, der Höhepunkt der ganzen Liturgie. Als letzte Monarchie des Westens haben die Briten dieses Ritual und damit die Idee des sakralen Königtums beibehalten.

 

Abgeschirmt von den Blicken der Öffentlichkeit, im bloßen Hemd und kniend vor Gott, dem wahren König des Universums, wurde da ein schwacher Mensch gesalbt und damit zum König geweiht. Dazu die wunderbare Hymne von Händel mit dem Titel „Zadok the Priest and Nathan the Prophet“, eine Anlehnung an den Bericht von der Salbung König Salomos durch den Priester Zadok und den Propheten Natan in 1Kön 28-40. Die Königsbücher der Bibel sind Auftrag und Ermahnung an jeden, der politische Verantwortung trägt: Jede wahre Herrschaft und Autorität kommt von Gott, sie wird zum Segen, wenn sie Gottes Auftrag ernst nimmt, sie bringt Unheil und kann sogar völlig verloren gehen, wenn der Herrscher sich von Gott abwendet.

 

Der zweite Moment war das Treuegelöbnis von Kronprinz William. Nachdem der Prinz von Wales seinem König Treue und Gehorsam in die Hand versprochen hatte, blickten sich Vater und Sohn in die Augen und über Charles Lippen kam ein leises „Thank you, William“. Das hat mich tief gerührt. Vergessen wir nicht: Die Frau an der Seite von Charles, die Frau, die an diesem Tag zur Königin gekrönt wurde, ist die Frau, mit der er einst Williams Mutter betrogen hat! Hat William ihm verziehen? Ich denke ja, denn zwischen Vater und Sohn herrscht gutes Einvernehmen und William nimmt gemeinsam mit seiner Frau die Pflichten im Dienst des Staates sehr ernst. Sein Treueversprechen ist keineswegs Staffage! Charles weiß, dass er in seinem ältesten Sohn eine starke Stütze und einen würdigen Nachfolger hat. Der König hat wahrlich allen Grund, ihm dankbar zu sein.

 

Wir wissen, welche Gnade aus der Macht der Vergebung erwächst. Und die meisten Briten schauen hoffnungsvoll auf die Kronprinzenfamilie. William und Catherine erfüllen ihre Pflichten mit Stil und Herzlichkeit zugleich und kümmern sich ebenso um ein gutes Heranwachsen ihrer Kinder. Mögen sie dies beibehalten und für viele junge Menschen Vorbild sein!

 

Diese Momente – nicht die Kutschen und Flaggen, nicht die Uniformen und Fanfaren – lassen mich dann doch etwas hoffnungsvoll werden. Wie Sie wissen, kann ich mit Defaitismus nichts anfangen. Großbritannien geht – wie ganz Europa – zweifellos einer schweren Zukunft entgegen. Darüber kann auch das Gepränge dieser Krönung nicht hinwegtäuschen. Doch sehen wir wirklich einem unausweichlichen Niedergang entgegen, wie manche meinen?

 

Wenn diese ganzen Feierlichkeiten nur noch eine leere Hülle sind, dann ja. Anders jedoch, wenn sie mit Leben gefüllt werden: Der Glaube an Gott und die Achtung der Familie sind die Fundamente, auf die wir unsere Zukunft bauen müssen, wenn sie gut werden soll. Das gilt nicht nur für Monarchen sondern für jeden von uns.

 

Vielleicht kann so die Krönung Karls III. – unabhängig davon, was wir von ihm als Person und von der britischen Monarchie im Allgemeinen halten – Inspiration für uns sein, unsere Zukunft in diesem Sinne zu gestalten.

 

Herzliche Grüße

 

Ihr

Joachim Kuhs