Liebe Freunde,

das Evangelium des heutigen Sonntags (Markus 2, 1-12) wird häufig mit „Die Heilung eines Gelähmten“ überschrieben. Ein passenderer Titel wäre allerdings: Jesus vergibt Sünden. Denn primär geht es um die Versöhnung mit Gott und erst sekundär um die Heilung körperlicher Gebrechen.

„Und nach etlichen Tagen ging er wieder nach Kapernaum; und es wurde bekannt, dass er im Hause war. Und es versammelten sich viele, sodass sie nicht Raum hatten, auch nicht draußen vor der Tür; und er sagte ihnen das Wort. Und es kamen einige, die brachten zu ihm einen Gelähmten, von Vieren getragen. Und da sie ihn nicht zu ihm bringen konnten wegen der Menge, deckten sie das Dach auf, wo er war, gruben es auf und ließen das Bett herunter, auf dem der Gelähmte lag. Da nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.“ (Mk 2,1-5)

Das überrascht. Der Kranke und seine Freunde hatten sicherlich von Jesus als Wunderheiler gehört und waren voll Hoffnung aufgebrochen, um von ihn Hilfe zu erhalten. So groß war ihr Glaube und so entschlossen ihr Wille, dass sie sich von keinen Schwierigkeiten abhalten ließen, um ihn zu Jesus zu bringen. Und dann sagt Jesus: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.“

Manche neuzeitlichen Auslegungen sehen in der Lähmung eine Art psychosomatische Erkrankung, welche Jesus durch seinen Zuspruch geheilt habe. Das ist natürlich Unsinn und geht komplett an der Aussage des Evangeliums vorbei. Jesus sieht vielmehr die eigentliche Not, in der sich der Gelähmte befindet: die Sünde.

Was ist Sünde? Man kann sagen, es sind die Gedanken, Worte und Werke, die uns von Gott entfernen. Die nicht unserem Wesen, unserer Natur als Kinder Gottes entsprechen. Die durch die Sünde hervorgerufene Trennung von Gott, können wir aus eigener Kraft nicht überwinden und wenn wir uns noch so sehr anstrengen. Nur Gott kann die unendliche Distanz zwischen Ihm und seinen Geschöpfen überwinden.

Die anwesenden Schriftgelehrten wissen das und erkennen die Brisanz dieser Szene, „Wie redet der so? Er lästert Gott! Wer kann Sünden vergeben als Gott allein?“ (Mk 2,7) Richtig. Nur Gott kann das. Wenn also Jesus für sich in Anspruch nimmt, Sünden zu vergeben, dann offenbart er sich als Sohn Gottes, der genau dazu in die Welt gekommen ist: um uns mit Gott zu versöhnen.

Als sichtbaren Beweis seiner Vollmacht heilt Jesus den Gelähmten auch von seinen körperlichen Gebrechen. Dieses äußere Zeichen „entsetzt“ die Menschen, welche daraufhin Gott preisen (Mk 2,12). Das Wesentliche ist aber schon zuvor geschehen: die Sündenvergebung.

So ist dieses Evangelium ein Beispiel für die Ermahnung Jesu: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch alles andere zufallen.“ (vgl. Matthäus 6,33). Sicherlich dürfen und sollen wir auch um unser körperliches Wohlergehen beten aber das Wichtigste ist die Versöhnung mit Gott. Gott schenkt uns seine Gaben wie ein liebender Vater, aber zuallererst schenkt er uns sich selbst!

Fragen wir uns: Welche Prioritäten setzen wir? Was stellen wir an die erste Stelle? Wie oft sind Gottes Gaben Inhalt unserer Gebete und wie oft ist es Gott selbst? Legen wir überhaupt Wert auf die Versöhnung mit Gott?

Auch im gesellschaftlichen und politischen Leben müssen wir die richtigen Prioritäten setzen. Ein Europa, das seine christlichen Wurzeln vergessen hat, wird keine Zukunft haben. Ein Europa, das fundamentale Rechte missachtet – denken wir an die Rechte der Ungeborenen, die Rechte der Familien, oder einfach nur das Recht, seinen Glauben ohne Einmischung links-woker Ideologen leben und seine Meinung offen vertreten zu dürfen – gräbt sich selbst das Grab.

Gott ist ein barmherziger Vater, der uns immer wieder seine Versöhnung anbietet. Nehmen wir dieses Angebot an! „Lasst euch versöhnen mit Gott!“ (2Kor 5,20) Und erleben wir, wie schön es ist, von Gott die Versicherung zu hören: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.“

So wünsche ich Ihnen und Ihren Familien einen frohen und gesegneten Sonntag.

Herzliche Grüße

Ihr

Joachim Kuhs