Liebe Mitbürger,
der fünfte Sonntag nach Ostern trägt den Namen „Rogate„, das lateinische Wort für „Betet!“. „Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist“, sagt uns der Jakobusbrief (Kap. 5, Vers 16) und Paulus ermahnt uns: „Betet ohne Unterlass (1. Thessalonicher 5,17).
Paulus fordert uns im Episteltext des heutigen Sonntags zum Gebet für die Obrigkeit auf: „So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit. Dies ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserm Heiland, welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ (1 Timotheus 2,1-4)
Dieser Text wurde zu einem Zeitpunkt geschrieben als die Obrigkeit den Christen misstrauisch bis feindselig begegnete. Und er wurde auch dann in den Gottesdiensten der ersten Gemeinden verlesen, als diese sogar verfolgt und ihre Angehörigen getötet wurden. Wir wissen auch, dass die Christen der ersten Jahrhunderte selbst in den Zeiten der schlimmsten Unterdrückung für den jeweiligen römischen Kaiser beteten.
Dieses Vorbild sollte für uns Ansporn sein, für die heutige Obrigkeit zu beten: Für die Bundesregierung, unsere Landesregierung, für die EU-Kommission, für alle Beamten und Parlamentarier. Das mag uns Überwindung kosten, aber wenn wir daran denken, dass Christus sogar für uns gestorben ist, „als wir noch Feinde waren“ (vgl. Römerbrief 10,5), dann sollte ein Gebet als Zeichen der Nächsten- und Feindesliebe doch möglich sein.
Dabei geht es nicht darum, schlechte oder unmoralische Handlungen und Maßnahmen der Obrigkeit schön zu reden. Und wir sind erst recht nicht dazu verpflichtet, der Obrigkeit zu folgen, wo sie uns zu Handlungen auffordert, die dem Willen Gottes widersprechen. An der Autorität Gottes endet jede menschliche Autorität! Gott will, „dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1Tim 2,4). Dafür müssen wir beten!
Zu meinen Aufgaben als EU-Abgeordneter habe ich in den vergangenen fünf Jahren daher immer auch das Gebet für die Kollegen gezählt, gerade auch für die politischen Gegner. Sie, liebe Freunde, bitte ich Ihrerseits um Ihr Gebet für die zukünftigen Aufgaben, die mich erwarten. Vergessen wir bei all unserem Mühen und Schaffen nicht, dass an Gottes Segen alles gelegen ist!
Ihnen und Ihren Familien wünsche ich einen gesegneten und frohen Sonntag
Ihr
Joachim Kuhs