Liebe Mitbürger,
heute Abend werden wieder viele Kirchen und andere Gebäude rot angestrahlt, um auf die weltweite Christenverfolgung aufmerksam zu machen. Die Idee, den vorletzten Mittwoch im November zum „Red Wednesday“ zu machen und Kirchen in der Farbe der Märtyrer zu beleuchten, stammt aus Brasilien, wo auch die berühmte Christusstatue in Rio de Janeiro in rotes Licht gehüllt wird.
Ich danke ausdrücklich allen Gemeinden, die bei dieser Aktion mitmachen. Weltweit erleiden weit über 300 Millionen Christen wegen ihres Glaubens Diskriminierung, Unterdrückung oder Verfolgung. Es ist dringend notwendig, deren Leid ins Bewusstsein zu rufen, denn leider wird es nur allzu oft ignoriert.
Im EU-Parlament mache ich immer wieder auf die weltweite Christenverfolgung aufmerksam. Die EU bildet sich auf ihre „europäischen Werte“ sehr viel ein, doch wenn es gilt, sich für verfolgte Christen einzusetzen, fährt sie oft nur mit angezogener Handbremse.
Exemplarisch für die vielen Länder, in denen Christen wegen ihres Glaubens mit Entführung und Tod rechnen müssen, möchte ich anlässlich des heutigen Tages auf die Situation in Nigeria eingehen. Denn diese ist nicht nur bezeichnend für das schreckliche Leid der Christen, sondern auch für das bewusste Nicht-Wahrhaben-Wollen der eigentlichen Ursachen in Europa.
Seit 2009, dem Beginn eines islamistischen Aufstandes, wurden in Nigeria mehr als 60.000 Christen entweder bei Razzien ermordet oder entführt, um nie wieder gesehen zu werden. Im selben Zeitraum wurden etwa 20.000 Kirchen und christliche Schulen von „Allahu Akbar“ schreienden Muslimen in Brand gesteckt und zerstört.
Dafür sind vor allem zwei Gruppierungen verantwortlich: Die erste ist Boko Haram, Nigerias führende Terrororganisation, deren vollständiger Name „Sunniten für [islamische] Verbreitung und Dschihad“ bedeutet. „Boko Haram“, ihr Spitzname, bedeutet „westliche Bildung ist eine Sünde“. Ihr erklärtes Ziel ist die Errichtung eines reinen Scharia-Staates, ihr Mittel die brutale Unterwerfung von Nigerias Christen.
Die andere Gruppe, die in den letzten Jahren noch mehr Christen terrorisiert und ermordet hat, sind die Fulani – muslimische Hirten, die regelmäßig die Dörfer von Christen überfallen. Auch sie handeln nach dschihadistischen Lehren und aus Hass auf Christen.
Die meisten westlichen Politiker und Mainstream-Medien weigern sich, diesen religiösen Fanatismus der Terroristen zur Kenntnis zu nehmen und wollen nur Armut, innerstaatliche Missstände und Korruption als Grund für den Terrorismus im subsaharischen Afrika sehen. Sicherlich spielen diese Gründe häufig mit eine Rolle, doch die Situation wird sich nicht ändern, wenn die eigentlichen Ursachen weiterhin so beharrlich ignoriert werden.
Die nigerianische Nonne, Schwester Monica Chikwe, bringt es auf den Punkt: „Es ist schwer, nigerianischen Christen zu sagen, dass dies kein religiöser Konflikt ist, da sie ganz in Schwarz gekleidete Fulani-Kämpfer sehen, die ‚Allahu Akbar!‘ singen und ‚Tod den Christen‘ schreien.“
Wir wissen, dass die Kirche durch Drangsale gehen muss. Und dass Verfolgung sie nicht zerstören wird. „Das Blut der Märtyrer ist der Same für neue Christen“, schrieb Tertullian schon um das Jahr 200. Das gilt auch für Nigeria.
Doch wir sind es unseren verfolgten Brüdern schuldig, unsere Stimme für sie zu erheben. Jeder Gemeinde, die dazu beiträgt, indem sie ihre Kirche in die Farbe des Märtyrerblutes taucht, danke ich noch einmal herzlich. Nur wenn der Druck von der Basis noch größer wird und das Verbrechen der Christenverfolgung ein Thema in der Öffentlichkeit wird, werden die EU-Granden nicht mehr daran vorbeikommen.
Im Gebet mit unseren verfolgten Brüdern und Ihnen allen verbunden grüße ich Sie aus Brüssel
Ihr
Joachim Kuhs
EU-Abgeordneter (ID), Co-Sprecher der Christen in der AfD