Liebe Mitbürger,

Ihnen und Ihren Familien einen frohen und gesegneten Sonntag! Mit dem heutigen Sonntag Septuagesimä treten wir ein in die Vor-Passionszeit bzw. Vorfastenzeit. Das Evangelium des heutigen Sonntags handelt von den Arbeitern im Weinberg (Matthäus 20, 1-16). Zur Arbeit im Weinberg des Herrn und zum Lohn, den Gott uns aus Gnade gewährt, habe ich vergangenes Jahr einige Gedanken niedergeschrieben.

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Heute möchte ich auf ein Thema eingehen, das mir gekommen ist, als ich kürzlich durch Weinberge gefahren bin. Es ist ja jetzt die Zeit für den sogenannten Winterschnitt: In diesen Wochen sind die Winzer damit beschäftigt, die Rebstöcke vom sogenannten einjährigen Holz, also dem weitaus größten Teil der Triebe des Vorjahres zu befreien. Ohne den Schnitt würde der Rebstock unkontrolliert wachsen und deutlich geringere Weinqualität liefern.

Ich finde es sehr interessant, dass dieses Evangelium gerade zu dem Zeitpunkt gelesen wird, an dem jene Arbeiten vonstatten gehen. Und wir können darin auch eine Art Einstimmung auf die kommenden Wochen der Fasten- und Passionszeit sehen. Mir ist dazu ein weiteres Wort Jesu in den Sinn gekommen: „Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe.“ (Johannes 15,2)

Manchmal nimmt Gott solche „Rebschnitte“, solche Reinigungsprozesse in unserem Leben vor. Das ist oft schmerzhaft und erscheint uns ungerecht. Doch es ist ein Zeichen, dass wir bereits gute Frucht bringen. Und Gott tut es nicht um uns zu quälen, sondern weil er weiß, dass wir auf diese Weise noch mehr und noch bessere Frucht bringen können.

Daran erinnert auch das 12. Kapitel des Hebräerbriefs: Wenn Gott uns züchtigt, dann nicht aus Grausamkeit, sondern aus Liebe, um uns zu erziehen wie ein Vater seinen Sohn erzieht.

Auch wir selbst sollten immer wieder in den Weinberg unseres Lebens steigen und sehen, wo wir die Rebstöcke beschneiden müssen. Es mag manches geben, das unser Leben regelrecht überwuchert und uns hindert, gute Frucht zu bringen: Das können Aufgaben und unnötige Sorgen sein, mit denen wir uns belasten, materielle Dinge, deren Besitz uns Zeit und Kraft raubt, ja sogar Beziehungen zu Menschen, die uns nicht gut tun. Dann ist es höchste Zeit, die Rebschere anzusetzen, auch wenn es uns im ersten Moment schmerzhaft erscheinen mag.

Die kommenden Wochen bieten uns die Gelegenheit, einmal zu überlegen, wo wir diesen Winterschnitt ansetzen wollen. So dass wir dann später Trauben von umso besserer Qualität hervorbringen können.

Mit den besten Wünschen grüßt Sie

Ihr

Joachim Kuhs