Liebe Freunde, 

„Es gibt Hoffnung“. So habe ich mein letztes Video überschrieben. Und das ist keineswegs das berühmte Pfeifen im Walde, sondern meine tiefste Überzeugung. Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht resigniere. Denn ich weiß mich geborgen in Gottes Hand. Und Gottes Hände sind gute Hände. 

Hier in Brüssel ist Business as usual. Fastnacht und die Fastenzeit spielen hier keine Rolle. Die Verhandlungen in den Ausschüssen laufen, kurz vor dem Ende der Legislatur, fast schon automatisch ab. Alles wirkt steril und losgelöst vom eigentlichen Leben.

Als man im Haushaltsausschuss die mühsame und noch nicht endgültige Einigung über die 50 Mrd. Hilfe für die Ukraine feierte, wagte ich zu bemerken, dass das wichtigere Ziel der Einigung nicht mehr Geld für die Ukraine sein dürfe, sondern konkrete Hilfe für die Menschen in der Ukraine, und dass denen ein Friedensschluß mehr helfen würde, als immer mehr Geld, da schauten mich die Kollegen ganz überrascht an, dass es jemanden gibt, der an die Menschen denkt und nicht immer nur an die Regierung in Kiew.

Doch, liebe Freunde, ich möchte nicht jammern bzw. den Finger in die Wunde legen. Das tue ich oft genug und dann habe ich den Eindruck, das zieht uns alle mehr runter als hoch. Dabei ist es doch die nobelste Aufgabe eines Politikers, Hoffnung zu vermitteln und nicht Verzweiflung.

Doch nun beginnt die Fastenzeit. Und auf den ersten Blick mag das eine Zeit des Trübsinns und der Trauer zu sein. Schließlich gehen wir auf den Karfreitag zu.

Doch dürfen wir nie vergessen, dass nicht der Karfreitag das Ende ist, sondern Ostern. Jesus selbst hat wegen der vor ihm liegenden Freude das Kreuz erduldet (vgl. Hebr 12,2). Und das gleiche Prinzip gilt auch bei uns, wie der Apostel Paulus schreibt: „Denn ich halte dafür, daß die Leiden dieser Zeit nicht wert sind, verglichen zu werden mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“ (Röm 8,18)

Liebe Freunde, diese Worte klingen vermutlich fremd in unseren Ohren, aber sie sind wahr: Entbehrungen und Verzicht führen zum Segen. Das gilt schon im normalen Leben: Wenn ein Sportler Gewichte stemmt, wenn ein Musiker immer und immer wieder sein Instrument übt, dann tun sie das nicht um sich zu quälen. Sondern um in ihrem Metier besser zu werden und um sich später am Erfolg freuen zu können.

Wenn wir also Entbehrungen auf uns nehmen, um unseren Glauben an Gott zu vermehren, um unsere Hoffnung zu stärken und um in der Liebe zu Gott, dem Nächsten und uns selbst zu wachsen – dann dürfen wir zuversichtlich sein, dass uns ein Glück erwartet, das die Entbehrungen bei weitem übersteigt. Und zwar nicht erst im nächsten Leben, sondern – gewissermaßen als Vorgeschmack auf die himmlischen Freuden – auch schon in diesem Leben.

Und wie der Sportler auf den Wettkampf und der Musiker auf den Auftritt werden auch wir gestählt sein, wenn die Zeiten härter werden. Dann werden wir den Problemen, die auf uns zukommen, nicht jammernd und resignierend begegnen. Vielmehr werden wir die Probleme als Herausforderungen sehen, die wir anpacken können und anpacken werden.

Und dann können und werden wir für eine bessere Zukunft arbeiten: Für uns, unsere Kinder, unser Land und alle, die wir lieben.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Geduld und Ausharren in dieser beschwerlichen Zeit der falschen Anschuldigungen und ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein fröhliches, hoffnungsvolles Warten auf die kommende österliche Zeit der Freude und der Auferstehung.

Ihr

Joachim Kuhs