Die katholische Christenheit feiert am 1. November das Fest aller Heiligen, der bekannten wie auch der vielen unbekannten. In einigen lutherischen Kirchen wird der Tag als Gedenktag der Heiligen begangen.
Was aber wird an diesem Tag eigentlich gefeiert? Was ist „Heiligkeit„, was sind „Heilige„? Werfen wir einen Blick in die Korintherbriefe: Im Gruß an die Kirche von Korinth redet Paulus seine Adressaten als „die Geheiligten in Christo Jesu, die berufenen Heiligen“ an (1Kor 1,2). Ausgerechnet die sündigen Korinther! Diejenigen, die Paulus im weiteren Verlauf seiner Briefe streng tadelt.
Für mich ist das ein großer Trost. Heilige sind wir nicht, weil wir perfekt sind, weil wir in einer Art christlichem Hochleistungssport die ersten Plätze belegen. Vielmehr sind wir geheiligt durch das Werk Jesu Christi. Das ist ein Gnadengeschenk. Freilich müssen wir dieser Gnade auch gerecht werden. Als Geheiligte zu leben ist die große Herausforderung für uns Christen. Gnade und Verantwortung gehören zusammen.
So ist der Allerheiligentag recht verstanden ein Fest der ganzen Christenheit, der Lebenden wie auch der bereits Verstorbenen. Mit dem Gedenken an alle Heiligen zeigen wir auch unseren Respekt und unsere Ehrfurcht vor den Christen, die uns vorangegangen sind. Wir freuen uns darüber, wie viel Großartiges die Gnade Gottes in unzähligen Menschen schon vollbracht hat. Christen „canceln“ die Vergangenheit nicht, sie legen an sie nicht die heute modischen (und morgen schon wieder veralteten) menschlichen Maßstäbe an, sondern beurteilen sie nach den immerwährenden Maßstäben Gottes.
Und wir freuen uns darüber, dass wir selbst auch zu diesen Heiligen gehören. Das ist keine Anmaßung, sondern die Annahme der Gnade Gottes im Bewusstsein, dass wir dieser Gnade gerecht werden müssen. Hier schließt sich der Bogen der Korintherbriefe, denn eingedenk dieser Erwählung durch Gott beendet Paulus seinen zweiten Brief mit den Worten „Es grüßen euch alle Heiligen. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.“ (2Kor 13,12f)
So wünsche ich Ihnen und Ihren Familien einen schönen und gesegneten Allerheiligentag.
Ihr
Joachim Kuhs