Liebe Mitbürger,
am heutigen zweiten Sonntag nach Epiphanias wird traditionell das Evangelium über die Hochzeit zu Kana gelesen (Johannes 2, 1-12). Inhaltlich gehört dieser Sonntag ganz zum Epiphanie-Fest, zur Erscheinung des Herrn. Jesus, bei seiner Taufe vom Geist als Gottes Sohn bezeugt, offenbart sich nun mit seinem ersten Zeichen, indem er Wasser in Wein verwandelt.
Zunächst sagt dieses Wunder aus: Gott ist großzügig. Er schenkt im Überfluss. Der Wein ist ein Zeichen der Freude und des Segens, den Gott denen schenkt, die ihn lieben. Gott will, dass seine Kinder glücklich sind, dass es ihnen gut geht. Wer auf Gott vertraut, und auch und gerade in scheinbar ausweglosen Lagen seinen Willen erfüllt, („Was er euch sagt, das tut„, Joh 2,5), dem wird überreich gegeben.
Sodann wird deutlich, dass Gott für sein Wirken unsere Mitarbeit will. Ähnlich wie bei der Brotvermehrung, als sich Jesus fünf Brote und zwei Fische geben lässt, um damit Tausende satt zu machen, fordert er auch hier einen Beitrag des Menschen. Die Diener müssen erst das Wasser schöpfen, bevor Jesus der Hochzeitsgesellschaft den Wein schenkt.
Wir dürfen das als Sinnbild für all unser Tun nehmen: Es ist eine Gnade, dass wir an Gottes Werk mitarbeiten dürfen. Dabei ist das, was wir mit unserer Arbeit leisten, im Grunde nur Wasser. Wenn wir aber unsere Arbeit Gott anvertrauen, kann er dieses Wasser in Wein verwandeln. Er kann aus unserer Arbeit ein Vielfaches an Gutem entstehen lassen, viel mehr als wir selbst es vermögen.
So sehe ich auch meine politische Arbeit im EU-Parlament und grundsätzlich jedes politische Tun. Das, was ich tue und das was die Kollegen tun, ist nur Wasser. Wenn wir diese Arbeit aber in die Hände Gottes geben, dann wird sie zum Segen für uns und unsere Mitmenschen. Wer dagegen mit politischer Arbeit eine Art Selbsterlösung der Menschen bewirken will, der wird nicht das Paradies sondern die Hölle auf Erden schaffen, dafür gibt es in der Geschichte genug schreckliche Beispiele.
Nicht zu vergessen, dass Jesus für seine Selbstoffenbarung den Rahmen einer Hochzeit gewählt hat! Es zeigt, wie hoch er die Institution der Ehe schätzt. Und auch für das Eheleben gilt die Regel von Wasser und Wein: Eine Ehe, die in Gott gegründet ist, Eheleute, die gemeinsam beten, die ihre Kinder im Glauben erziehen, die – sinnbildlich gesprochen – das Wasser ihres Alltags Gott schenken, werden dafür Freude und Segen im Überfluss erhalten.
Und schließlich ist der Wein auch ein Sinnbild für das himmlische Hochzeitsmahl, für die Festfreude, zu der wir unterwegs sind. Der Prophet Jesaja formuliert in kräftiger Sprache: „Der Herr der Heere wird auf diesem Berg für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen, mit besten, erlesenen Weinen.“ (Jesaja 25,6) Einen Vorgeschmack auf diese „erlesenen Weine“ dürfen wir immer wieder auch im irdischen Leben erhalten. Seien wir dankbar dafür.
So wünsche ich Ihnen und Ihren Familien einen gesegneten, fröhlichen Sonntag.
Ihr
Joachim Kuhs