Liebe Freunde,

Ihnen und Ihren Familien einen frohen und gesegneten Sonntag!

„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2Tim 1,7) Diese Worte des Apostels Paulus aus der heutigen Epistel sollen für uns heute Ansporn und Richtschnur sein.

Als mit dem Geist Gottes Gesalbte („Christ“ – „der Gesalbte) brauchen wir keine Furcht zu haben. Angst ist das Geschäft der Mächtigen. Wer sich ängstigt, ist leicht bereit, seine Freiheit zugunsten eines vermeintlichen Schutzes abzugeben. Das wissen alle, die Macht ausüben wollen, daher schüren sie die Ängste. Wir jedoch, sind als Kinder Gottes „zur Freiheit berufen“ (vgl. Gal 5,13). Wir brauchen keine Angst zu haben. Stattdessen erinnert uns Paulus daran, dass wir den Geist „der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ erhalten haben.

Den Geist der Kraft: Oft erscheinen uns die Herausforderungen der heutigen Zeit so groß, dass wir uns ohnmächtig fühlen. „Es hat ja doch keinen Sinn“. „Wahlen ändern nichts.“ „Die da oben machen sowieso, was sie wollen.“ Solche und ähnliche Sätze bekomme ich immer wieder zu hören. Ich kann mich dieser resignativen Haltung nicht anschließen. Jeder Einzelne von uns kann mit der Hilfe Gottes so viel bewirken! Wir können in unserem Alltag durch viele kleine Schritte die Dinge zum Guten wenden. Und noch mehr können wir in Politik und Gesellschaft bewirken, wenn wir zusammenhalten. Denn wir haben die Wahrheit auf unserer Seite und sie wird sich langfristig immer gegen Lüge und Ideologie durchsetzen.

Den Geist der Liebe: Liebe bedeutet, uns selbst und unsere Mitmenschen mit den Augen Gottes zu sehen. Mit den Augen des gütigen Vaters, der uns unendlich liebt. Liebe heißt, allen Menschen im Sinne Christi zu dienen, in jedem den Bruder zu sehen, für den Christus sein Leben hingegeben hat. Liebe bedeutet freilich nicht, Falsches und Schädliches um einer vermeintlichen Harmonie willen schön zu reden; bedeutet nicht, mit der Wahrheit hinterm Berg zu halten, um nur ja niemandem weh zu tun. Nein, wer liebt, kann nicht zulassen, dass sein Bruder – oder auch die Gesellschaft als Ganze – ins Verderben rennt. Dann müssen wir warnend unsere Stimme erheben (vgl. Hesekiel 3,17). Aber es muss in Liebe geschehen, nicht im Sinne von Rechthaberei sondern mit dem Ziel, den Bruder zur Umkehr zu bewegen.

Den Geist der Besonnenheit: Ein vom Geist Gottes erfülltes Leben ist keine Schwärmerei und keine schwammige Gefühligkeit. Wir sollen nüchtern und besonnen sein. Wir sollen unseren Verstand nutzen. Wir sollen „klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben“ sein (vgl. Matthäus 10,16). Der Geist erleuchtet den Verstand, er schafft ihn nicht ab. Glaube und Vernunft widersprechen sich nicht. Wer besonnen ist, kann oft mehr erreichen, als einer, der blind vorwärts stürmt.

Paulus selbst kann uns da ein großes Vorbild sein. Es lohnt sich, die letzten Kapitel der Apostelgeschichte (Kap. 21-28), die von Paulus‘ Gefangenschaft berichten, einmal unter diesem Gesichtspunkt zu lesen: Paulus blieb trotz massiver Angriffe seiner Gegner ruhig und gelassen. Er wehrt sich selbstbewusst und kraftvoll gegen die falschen Anklagen und die ungerechte Behandlung, die ihm zuteil wird. Er nutzt auch vor dem Richter jede Gelegenheit, die frohe Botschaft zu verkünden. Und er tut auch als Gefangener Gutes; er heilt Kranke, er bewahrt die in Seenot gekommenen Matrosen und Soldaten vor Verzweiflung, er bleibt hilfsbereit und freundlich.

Liebe Freunde, diesen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit erbitte ich für uns alle von ganzem Herzen. So wünsche ich Ihnen einen fröhlichen Sonntag

Ihr

Joachim Kuhs