Liebe Mitbürger,

wir gedenken heute des 60. Todestages von Robert Schuman (29.6. 1886 – 4.9. 1963), einem großen Deutschen, Franzosen und Europäer. Schuman gehört zu den Gründervätern der deutsch-französischen Aussöhnung und der Europäischen Gemeinschaft.

Geboren im luxemburgischen Clausen hatte Robert Schuman über seine Eltern die deutsche Staatsangehörigkeit. Er studierte Jura an deutschen Universitäten und arbeitete als Rechtsanwalt in Metz. Nach der Annexion Elsass-Lothringens durch Frankreich erhielt er die französische Staatsangehörigkeit. Schuman ging nun in die Politik und wurde für die Republikanische Union Lothringen ins französische Abgeordnetenhaus gewählt. 1941 wurde er durch die Gestapo verhaftet, ihm gelang jedoch ein Jahr später die Flucht und er fand bis zum Ende des Krieges in einem Kloster Unterschlupf.

Nach dem zweiten Weltkrieg war er erneut Abgeordneter. Als Finanzminister, kurzzeitiger Ministerpräsident und Außenminister Frankreichs gehörte er zwischen 1946 und 1952 verschiedenen Kabinetten der Vierten Republik an. In dieser Zeit entwarf er den nach ihm benannten Plan zur Neukonstruktion Europas.

Der 1950 veröffentliche Schuman-Plan sah eine Montanunion westeuropäischer Staaten unter Einbindung Deutschlands vor, die allen Mitgliedstaaten Zugang zu Kohle und Stahl ermöglichen sollte. 1955 wurde die von ihm maßgeblich mitgestaltete Straßburger Konvention für Menschenrechte und bürgerliche Grundfreiheiten unterzeichnet. Mit der Annahme der Römischen Verträge und der Gründung der EWG 1957 schlugen Frankreich, die Bundesrepublik Deutschland, Italien, Belgien, die Niederlande und Luxemburg schließlich den von Schuman vorgesehenen Weg zu einer europäischen Einigung ein. Schuman wurde 1958 erster Präsident des Europäischen Parlaments, das damals allerdings noch eine Versammlung von Entsandten der nationalen Parlamente war.

Robert Schuman zählt neben dem Deutschen Konrad Adenauer und dem Italiener Alcide de Gasperi zu den Gründervätern eines geeinten Europa. Früher als die meisten seiner französischen Kollegen hatte Schuman erkannt, dass nicht eine Zerschlagung und Kontrolle Deutschlands durch Frankreich, sondern seine Einbindung in ein gesamteuropäisches Projekt der richtige Weg in die Zukunft war. Er hatte auch erkannt, dass sich Europa nur als Gemeinschaft gegen die Bedrohung durch den Kommunismus und jenseits eines übermächtigen angloamerikanischen Einflusses in der Welt behaupten kann.

Das Eintreten Robert Schumans für Versöhnung und Einheit war tief von seinem christlichen Glauben geprägt. Schuman war überzeugter katholischer Christ. Nach seinem Jurastudium und dem Tod seiner Mutter hatte er kurzzeitig erwogen Priester zu werden. Als Student und später im Beruf war er in christlichen Vereinen aktiv. Ohne seinen Glauben, der sein ganzes Leben bestimmte, ist sein Einsatz für Europa nicht zu denken. In der katholischen Kirche läuft derzeit ein Seligsprechungsverfahren für ihn.

Wenn wir heute dieses großen Politikers gedenken, so dürfen wir nie vergessen, dass für ihn selbst wie für seine Arbeit zur Einheit Europas das Christentum nicht einfach nur ein Anhängsel sondern das grundlegende Fundament war. Ohne Christentum kein Europa! Ohne Christentum wird die Zukunft unseres Kontinents und seiner Völker nicht auf Fels sondern auf Sand gebaut sein und keinen Bestand haben.

Schuman sah außerdem, dass angesichts der globalen Herausforderungen nur ein einiges Europa seinen Platz in der Welt behaupten kann. Einheit, die freilich nicht Uniformität bedeutet, sondern den europäischen Völkern ihre Eigenarten und ihre Eigenverantwortung belässt.

Und schließlich müssen wir uns die stets bedrohten Menschen- und Bürgerrechte in Erinnerung rufen, die Schuman in der Straßburger Konvention formulierte. Sie sind nicht Gnadenerweise des Staates sondern Abwehrrechte der Bürger gegen übergriffige staatliche Maßnahmen!

In allen drei Punkten – Christentum, Einheit in Vielfalt und Freiheitsrechten – entfernt sich die EU immer weiter von den Grundgedanken Robert Schumans. Wenn wir dieses großen Mannes heute gedenken, so dürfen wir nicht zulassen, dass ihn eine globalistische Elite für sich vereinnahmt. Vielmehr gilt es, Europa im Geiste Robert Schumans wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen.

Diesem Anliegen gilt auch mein Engagement. In diesem Sinne grüße ich Sie herzlich.

Ihr

Joachim Kuhs

Datei:Bundesarchiv Bild 183-19000-2453, Robert Schuman.jpg