Liebe Freunde,
diesen Gruß sende ich Ihnen aus meinem Urlaub, den ich gerade mit meiner Familie verbringen darf. Ihnen allen und Ihren Lieben einen fröhlichen und gesegneten Sonntag!
Im Evangelium des heutigen Sonntags geht es um eine der Grundlagen unseres Glaubens: Das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe.
„Und es trat zu ihm einer der Schriftgelehrten, der ihnen zugehört hatte, wie sie miteinander stritten. Als er sah, dass er ihnen gut geantwortet hatte, fragte er ihn: Welches ist das höchste Gebot von allen? Jesus antwortete: Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft« (5. Mose 6,4-5). Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18).“ (Markus 12,28-31)
Nicht grundlos steht das Gebot der Gottesliebe zuerst. Gott ist die Grundlage aller Liebe und so ist die Liebe zu ihm auch die Grundlage jeder echten Nächstenliebe. Ohne die Verankerung in Gott und ohne Gehorsam gegenüber Gottes Geboten hat die Nächstenliebe kein Fundament.
Das lässt sich derzeit gut beobachten. Die „Werte“ z.B., welche die EU nicht müde wird zu propagieren, haben meist einen guten Kern, denn viele wurzeln in der christlichen Prägung Europas. Doch wenn man – wie die EU-Granden – die Zukunft ohne Gott bauen will, fehlt der Untergrund. Es entstehen im besten Fall Luftschlösser, im schlimmsten Fall werden die „Werte“ regelrecht pervertiert und arten in Tugendterror aus.
Jesus betont auch, dass wir unsere Nächsten wie uns selbst lieben sollen. Ohne die liebevolle Annahme seiner selbst, ohne das Ja zu sich selbst, ist echte Nächstenliebe nicht möglich. Ich kann nicht Ja zum Nächsten sagen, wenn ich Nein zu mir selbst sage.
Zurzeit müssen wir feststellen, dass uns Identität und Selbstliebe geradezu ausgetrieben werden sollen. Man tut so, als ob die Ablehnung des Eigenen die Voraussetzung für die Annahme des Anderen sei. Die schärfsten Angriffe auf das Christentum kommen aus dem Innern der Kirchen, weiße Europäer stehen an vorderster Front, wenn es gilt, die Geschichte Europas zu einer endlosen Abfolge von Verbrechen umzuschreiben, ja, globale Eliten reden uns ein, die ganze Menschheit sei eine Art Schädling, eine Krankheit für unseren Planeten.
Es wird höchste Zeit, die Selbstliebe wieder zurückzugewinnen. Und auch hier ist die Gottesliebe das Fundament. Der Glaube an Gott und die Liebe zu ihm sagt uns: Wir sind Geschöpfe eines Schöpfers, der uns unendlich liebt und uns so wie wir sind ins Dasein gerufen hat: Mit meinem Geschlecht, meiner Hautfarbe, meinen spezifischen Fähigkeiten und Talenten. Er liebt mich wie ich bin. Er sagt ja zu mir und daher kann, darf und soll ich auch ja zu mir sagen.
Und weil mein Nächster ein ebenso von Gott unendlich geliebtes Geschöpf ist, kann, darf und soll ich auch meinen Nächsten lieben. So kommt die Trias aus Gottes-, Selbst- und Nächstenliebe ins rechte Lot.
Liebe Freunde, vielleicht kann uns diese Zeit des Urlaubs, des Aufatmens, des Abstands von den alltäglichen Geschäften die Liebe Gottes wieder ins Blickfeld rücken. Das wünsche ich Ihnen von Herzen.
Ihr
Joachim Kuhs