Liebe Mitbürger,
das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe ist der Kern des Christentums. In diesen Geboten sind alle anderen enthalten. Wer Gott liebt, der wird ihn an die erste Stelle in seinem Leben setzen, wer die Nächsten liebt, wird ihnen nichts Böses tun sondern stets um ihr Wohl bedacht sein.
Daher antwortet Jesus im heutigen Evangelium auf die Frage eines Schriftgelehrten, welches das höchste Gebot von allen ist mit den Worten: „Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft« Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«. Es ist kein anderes Gebot größer als diese.“ (Markusevangelium 12, 29-31)
Nicht grundlos nennt Jesus zuerst die Gottesliebe. Sie ist kein „Hobby“, das man nebenbei betreibt, sie soll unser ganzes Leben mit allen seinen Aspekten erfassen: Ob Verstand, Sinne, Willen oder Gemütsbewegungen – unser ganzen Ich soll von Liebe zu Gott erfüllt sein.
Ohne die Verankerung in Gott und ohne Gehorsam gegenüber Gottes Geboten hat die Nächstenliebe kein Fundament. Die „Werte“ z.B., welche die EU nicht müde wird zu propagieren, haben meist einen guten Kern, denn viele wurzeln in der christlichen Prägung Europas. Doch wenn man – wie die EU-Granden – die Zukunft ohne Gott bauen will, fehlt der Untergrund. Es entstehen im besten Fall Luftschlösser, im schlimmsten Fall werden die „Werte“ regelrecht pervertiert und arten in Tugendterror aus.
Ein weiteres: Jesus betont auch, dass wir unsere Nächsten wie uns selbst lieben sollen. Ohne die liebevolle Annahme seiner selbst, ohne das Ja zu sich selbst, ist echte Nächstenliebe nicht möglich. Wir sind Geschöpfe eines Schöpfers, der uns von Ewigkeit her liebt und uns so wie wir sind ins Dasein gerufen hat. Ich kann und soll mich so lieben wie ich bin: mit meinem Geschlecht, meiner Hautfarbe, meinen spezifischen Fähigkeiten und Talenten. Die Ablehnung, ja der teilweise exzessive Selbsthass auf alles Eigene, ja sogar auf die Menschheit als Ganzes, der sich vor allem bei uns im Westen breitmacht, ist kein besonderer Ausweis von Nächstenliebe sondern eine Perversion derselben.
Geben wir also am heutigen Sonntag in besonderer Weise Gott die Ehre. Antworten wir auf seine Liebe mit Gegenliebe. Erweisen wir unseren Nächsten ebenfalls unsere ganze Liebe und sehen wir in jedem Einzelnen, dem wir heute begegnen, ein Geschöpf, welches von Gott ebenso geliebt wird, wie ich. Und gönnen wir uns auch selbst etwas Gutes und nehmen uns selbst in Liebe so an, wie Gott uns geschaffen hat.
Ihnen und Ihren Familien einen frohen und gesegneten Sonntag!
Ihr
Joachim Kuhs