Liebe Mitbürger,
noch nie haben so viele Deutsche der katholischen Kirche den Rücken gekehrt. 359.338 Katholiken erklärten im Jahr 2021 ihren Kirchenaustritt. Das sind fast ein Drittel mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019!
Ein Grund sind sicherlich die Missbrauchsfälle und ihre mangelhafte Aufarbeitung. Hier hat die katholische Kirche in Deutschland großenteils versagt. Wut, Empörung und Enttäuschung auf Seiten der Gläubigen sind nur allzu verständlich.
Doch dies allein erklärt die hohen Austrittszahlen nicht. Genauso wenig wie die katholischen Streitthemen Zölibat, Frauenpriestertum usw. Denn auch aus den evangelischen Landeskirchen sind vergangenes Jahr rund 280.000 Menschen ausgetreten – so viele wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr.
Beiden deutschen Großkirchen gemeinsam ist ein fortschreitender Glaubensschwund einerseits und eine ebenso fortschreitende Politisierung andererseits. Beides scheint sich zu bedingen. Wenn selbst Kirchenfunktionäre die Bibel nur für ein unverbindliches Märchenbuch halten, sucht man sich eben einen Ersatz.
Diesen Ersatz haben die Großkirchen in der Propagierung links-grüner Modethemen gefunden: LGBTQ und Gender-Gaga, unkontrollierte Masseneinwanderung, Kampf gegen Räächts, Klima, Cancel Culture – wer Predigten hört oder an kirchlichen Veranstaltungen teilnimmt, hat oft den Eindruck bei einer Parteiveranstaltung von Grünen oder SPD zu sein.
Doch damit lockt man keinen Hund hinter dem Ofen hervor. Wer so etwas zu brauchen meint, findet es auch außerhalb der Kirchen; wer dagegen den Glauben sucht, wendet sich genervt oder angewidert ab.
Wie in einem Brennglas zeigte sich dies auf dem Katholikentag in Stuttgart vor einigen Wochen, bei dem die Regenbogenflagge wichtiger schien als das Kreuz. Das Heranschmeißen der Kirche an den ökosozialistischen Zeitgeist war streckenweise sogar dem linksliberalen Feuilleton peinlich. Ich habe mich dazu ausführlich geäußert. Die niedrigen Teilnehmerzahlen des Katholikentags und die hohen Austrittszahlen entsprechen einander: Immer weniger Menschen wollen eine links-grüne Politkirche.
Manche Kirchenfunktionäre sehen in Corona den Sündenbock. Doch dies fällt auf die Kirchen selbst zurück, haben sie doch oft die staatlichen Coronamaßnahmen übererfüllt und teilweise ungeimpfte oder ungetestete Gläubige von Gottesdiensten ausgeschlossen. Das Ergebnis: Lag der katholische Gottesdienstbesuch vor Corona bei 10 Prozent, so sind es nach Corona noch 4 Prozent!
Als Sprecher der Christen in der AfD und als EU-Abgeordneter beobachte ich diese Entwicklung mit großer Sorge. Denn Europa und die EU haben überzeugte Christen dringend nötig. Ohne seine christlichen Wurzeln hat Europa keine Zukunft. Die EU will diese Wurzeln kappen und die Kirchen stehen daneben und beschäftigen sich mit Gendersternchen und Klimawandel.
Als Christ weiß ich aber auch, dass Gott sein Volk nicht im Stich lässt und dass das inständige Gebet viel vermag (vgl. Matthäus 7,9-11). Beten wir mit den Worten von Psalm 139: „Sieh her, ob ich auf dem Weg bin, der dich kränkt, und leite mich auf dem altbewährten Weg!“
Herzliche Grüße
Ihr
Joachim Kuhs